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Sonntag Périgueux
Die Rückfahrt sollte eigentlich immer nach Möglichkeit auf dem schnellsten Weg erfolgen. Dagegen sprechen die vielen Kilometer, so wollen wir wieder mit zwei Zwischenstopps in Frankreich den Weg entzerren. Es geht schnell raus aus San Sebastian auf die Stadtautobahn. Kurze Zeit später passieren wir schon die Grenze. In Bayonne verlassen wir schon wieder die Strecke, wir wollen noch für das Abendessen einkaufen. Die meisten Supermärkte haben in Frankreich am Sonntagvormittag geöffnet. Gleich nach der Abfahrt kommen wir in einem Gewerbegebiet an das Gebäude der Begierde, auch viele Franzosen sind auf dem Weg. Etwas irritierend kann ich aus dem Seitenwinkel erkennen, dass Waren an der Rampe abgeholt werden können. Schnell einen Parkplatz ergattert, es wird hart darum gekämpft, gehen wir dem Markt entgegen. Kurz vor der Türe erkennen wir, dass das wohl nichts wird. Es ist so etwas wie eine französischer Obi, Lampen, Hölzer und weiteres Baumaterial sind hinter den Scheiben zu erkennen. Vermutlich aber weder Brot noch Pastete.
Dank der globalen Internetsuche auf dem Handy bekommen wir eine Adresse, die auch das Navi im Speicher kennt. Nach dem Einkauf geht es wieder auf die Straße, das Wetter, es regnet immer wieder mal, erleichtert die Entscheidung der Rückfahrt. Ziel ist diesmal Périgueux, einer Ortschaft, die wir von der Motorradrückfahrt aus den Pyrenäen schon kennen. Diesmal wollen wir die Innenstadt noch erkunden. Dort angekommen, überfallen wir noch kurz eine Bäckerei und vertilgen etwas Gebäck.
Das Hotel selber liegt wieder sehr zentral an der Innenstadt, die Stadt selber scheint aber wie ausgestorben. Wir laufen durch die leeren Gassen, kaum eine Bar oder Brasserie hat offen, es sieht etwas trostlos aus. Gut, es ist Sonntag, aber so?
Auch sonst macht die Stadt, im Reiseführer als historisch sehr schön wieder aufgebaut gepriesen, einen eher leicht verbrauchten Eindruck. Dennoch wird durch die Gassen geschlendert, noch ein kühles Bier, die Temperaturen sind nun eher herbstlich, getrunken und es geht zurück ins Hotel. Unser Essen macht wieder viel Spaß, ein bekannter spanischer Wein, den, den wir im Supermarkt in San Sebastian gekauft haben, schmeckt perfekt dazu. Und unsere Ausstattung bestehend aus vernünftigen Messern, zwei Gläsern, einem guten Korkenzieher und, wie immer, dem Fleur de Sel verrichtet wieder wunderbar ihren Dienst.
Morgens um kurz vor sechs wird man dank der Kälte geweckt. Ostern, auch hier immer noch sehr kalt in der Nacht. Um mich herum liegt alle im Schlaf. Der Laden hat für ein Frühstück noch nicht auf, die Campingplatzgebühr von 445 Peseten wurde am Vorabend beglichen, geht es dann in Richtung Nordosten. Aber nicht, ohne dass allen die Musik einen startenden und scheppernden Diesel vor zu enthalten. Bevor jemand aus dem Wohnwagen herauskommt, ab vom Platz.
Die Küste entlang der Costa Brava, man hat ja schon viel gehört, ist betörend langweilig. Grund ist, dass von der Straße aus die Küste eigentlich nicht wirklich sichtbar ist. Die Stichstraßen führen immer wieder in Richtung der Hotelanlagen, mein dreckiger Kombi ist ein nicht gern gesehenes Mobil, so macht es nicht wirklich Spaß da hinein zu fahren. Ok, ein Parkplatz ist gefunden. Im Nächsten Lokal versuche ich ein Frühstück zu ergattern. Und endlich ist es soweit, ich bekomme – nein, eben kein gutes Frühstück, sondern einen sehr unfreundlichen Menschen, der unwillig meine Bestellung entgegenzunehmen, besser nicht entgegenzunehmen. Ich bin unwillkommen. Einen Kaffee und ein Croissant billigt er mir dann doch zu, aber nicht ohne wildes Gestikulieren meine Bezahlung entgegen zu nehmen. War wohl zu wenig Trinkgeld dabei. Nicht ein einziges Mal ist mir das auf der Reise passiert, nun das hier.
Gefrustet von der Ecke wird der Diesel die Straße in Richtung Frankreich gedroschen. Das nächste Ziel wird ein Campingplatz in der Nähe von Arles in der Provence. Der ist bekannt, wenn auch noch viele KM dazu zu überbrücken sind. Grenze? Ja und durchgewunken. Geld umpacken? Wie immer. Unterwegs an einem Parkplatz an der Straße angehalten, denn in Frankreich stehen dort immer wieder alte Wellblechtransporter von Renault bzw. Citroen, in denen es echt französische Pizzen frisch angeboten werden. Reicht dem Study.
Es wird dunkel, die Allee zeigt sich dank der Wurzeln, die die Straße in eine Wellblechpiste verwandeln, von der besten Seite. Zumindest die Stoßdämpfer sind stark beeindruckt. Alle 500 Meter schaukelt sich das Heck so hoch, dass der Versatz nach links und rechts die Bäume beängstigend nah erscheinen lassen. Anhalten und ausschaukeln lassen. Das Werkzeug in der Kiste müsste langsam zu Brei erschlagen sein, das Gehör ist es definitiv. Kaum ist das geschaukel vorbei, geht es weiter, bis sich der gleiche Zustand wieder einfindet. OK, es ist langsam Mitternacht, ich habe mich gründlichst verfahren. Kein Campingplatz, nicht mal ein Hotel in Sichtweite. Einen Seitenweg in ein Feld am Waldrand muss heute als Platz herhalten. Komplett fertig mit der Welt wird der Schlafplatz hergerichtet. Mal wieder hungrig in den Schlafsack, vom einschlafen bekommt der müde Reisenden nichts mehr mit.
Montag Becancon
Nochmal auf die Autobahn, heute sind es wieder über 600 Kilometer mit einem größeren Zwischenstopp, zuvor aber nochmal einen Supermarkt angesteuert. Tanken, hatte ich schon erzählt, ist hier am günstigsten, macht da teilweise bis zu 20 Cent pro Liter aus. Etwas Schwabe muss dann doch sein. Viele, viele Kilometer später kommen wir in Beaune nochmal in der Stadt an. Wir haben zwei Aufträge mit in den Urlaub bekommen. So steuern wir die Senfmanufaktur an, die wir seit 2018 kennen und dort unseren Jahresbedarf an Senf online beziehen. Diesmal nun in Live und in Farbe. Und eben nicht nur unseren, sondern auch den der Nachbarn und einer guten Freundin gleich eingekauft. Mit zwei Tüten Senf bewaffnet geht es wieder auf die Strecke, nächster Stopp Besançon.
Das Wetter klart immer weiter auf, die Temperaturen sind erträglich und so zirkeln wir in die Innenstadt. Wer die Ortschaft kennt, weiß, dass es nicht ganz einfach ist, sich in den Einbahnstraßen zurecht zu finden. Das Hotel liegt in der Fußgängerzone, wir dürfen hinein. Nur die Einfahrt in den Hof, in dem der Parkplatz spannend eng. Die Abstandhalter jammern aus allen Ecken, immer hört man schon die Spiegel an den Häuserwänden Schabern. Auch das ist geschafft, ein letztes Mal einparken.
Ab in die Stadt, die wunderbar verwinkelt ist und überall kleine Geschäfte und Bars.
Die späte Nachmittagssonne verbreitet ein schönes Licht und am Fluß Doubs findet sich ein Plätzchen für einen Rosé mit richtig guter Aussicht und der untergehenden Sonne, die später hinter den Häusern verschwindet.
Kurz im Hotel unser Abendbesteck mit Baguette (die vom Handwerksbäcker), einer guten Terrine vom Metzger und einem spanischen Rotwein. Später nochmal in die Stadt gelaufen und einen letzten Ricard bestellt. Nun ist es amtlich, der Urlaub ist zu Ende.
Die letzten 800 KM stehen noch bevor. Nach dem Aufwachen geht es im nächsten Ort in eine Bar. Wo bin ich eigentlich? Keine Ahnung. Endlich mal wieder ist der Café wirklich gut und das Croissant macht den Franzosen alle Ehre.
Immer die Route National in Richtung Mulhouse ist angesagt, die Ortschilder lassen die Nähe von Lyon erkennen. Also die Nacht zuvor richtig verfahren. Es wird einfach nur gefahren, getankt, gegessen (Pizza?) und weitergefahren. Es ist Nachmittag, die Grenze naht. Eine lange Schlange kündigt eine lange Wartezeit an der Einreise nach Good Old Germany an. Wie ich Grenzen hasse. Mal sehen, was sie diesmal mit mir machen. An der schweizer Grenze immer Theater, aber immer nur mit den eigenen Leuten. Mal muss man erklären, warum man zwei Taschenrechner in der Schultasche hat, mal, warum man keine Ladung auf der LKW-Pritsche hat. Gut, warum nimmt man die Schultasche mit über die Grenze. Und warum muss man auch Fahrräder an den Comer See fahren; dann kommen eben seltsame Fragen an der Grenze auf.
Vor mir wird das Auto heftig zerlegt, was hoffen lässt. Genau, ich werde durchgewunken, man braucht nur ein Opferfahrzeug. Vom Fahren genug geht es kurz vor Freiburg von der Autobahn zu meiner Schwester. Ich mag nicht mehr, dort bekommen ich für eine Nacht Unterschlupf – und eine wohltuende Dusche.