Prolog
Es müssen schon ein paar Tage ins Land gehen, um zwei besondere Tage zu verarbeiten.
Update 2023: Bericht Teil 2
Zeitraum: Nürburgring 01.-04.08.2021
Historie: Schon mehrfach bin ich seit mehreren Jahren unabhängig voneinander von zwei Personen angesprochen worden, ob ich nicht mal ein Fahrtraining in schöner Umgebung unter Anleitung absolvieren möchte. Genau genommen will man das aber nicht, denn natürlich bin ich ja ein guter Fahrer und eigentlich will man, wenn man ehrlich ist und seine vorhandenen möglichen Defizite erahnt, nicht darauf hingewiesen werden. Aber jünger wird man nicht und der Reiz war schon länger da. Nun, es gab nochmal einen Anstoß, ich bin über meinen Schatten gesprungen und habe für dieses Jahr zugesagt.
Tag der Anreise
Sonntag am frühen Nachmittag die Sachen gepackt und die vollgetankte Maschine in Richtung Autobahn dirigiert. Gleich mal den ersten leichten Stau, dafür mit kurzer Dusche, mitgenommen. Bis zum nächsten Abzweig blieb es dann aber trocken, die Blechansammlungen spiegeln jedoch die Urlaubszeit wieder und fröhliches Anstehen ist angesagt. Wechsel der Bahn, Stau und Regen geben sich die Hand. Dennoch schaffe ich es, mit einem kurzen Tankstopp versehen, bis kurz vor das Ziel heil und trocken anzukommen. Fast, denn rund 10 KM vor dem Ziel macht sich der Himmel auf und es schüttet (Neudeutsch: Starkregen). Der neue Lederkombi, das Regenzeugs ist ja im Tankrucksack, hält sein Versprechen und ich bleibe zumindest innen trocken – meine Laune sinkt.
WARUM NUR HAST DU ZUGESAGT?
Das Hotel ist gut, die Anmeldung abgeschlossen (Startnummer 333) und bei einem Abendessen kann ich mir ein Bild von den anderen rund 199 Teilnehmern machen. Die Tischgespräche beim Essen machen es aber ganz klar: Du bist nicht nur Einsteiger, du kannst selbst in der Einsteigergruppe nicht wortgewand mit Erzählungen deines Könnens mithalten.
Als nächstes folgt eine Einweisung in die folgenden zwei Tage, was man machen und auf jeden Fall lassen soll. Alles wird wissbegierig aufgenommen – zumindest ist das bei mir so. Der Instruktor, so nennt sich der Tourguide für die Streckenführung und Reflektor deines Nicht-/Könnens, begrüßt mich; wir haben schon zusammen eine Zwei-Tagesfahrt gemeinsam hinter uns. Ein Lichtblick, man kennt zumindest jemanden.
Was sind die Ziele der Veranstaltung
- Den perfekten Fahrfluss auf dem 20,8 km langen Parcour finden
- Nicht einsehbare Kurven zielsicher fahren
- Fahrphysik in der Praxis für sich erobern
- Kurvenfahrtechniken sinnvoll einsetzen, für erhöhten Fahrgenuss mit mehr Fahrsicherheit
- Den 1. Tag entspannt ausklingen lassen
- Perfekt regeneriert in den 2. Trainingstag einsteigen
Was sind die Voraussetzungen für die Tage?
- Mindestens zwei Basistrainings und min. 3.000 km Straßenfahrerfahrung
- Alternativ zu den genannten Fahrtrainings: min. 10.000 km Straßenfahrerfahrung
- Eigenes Motorrad, komplette Schutzkleidung
- Mindestleistung Motorrad 68 PS
OK, die 10.000 km kann ich vorweisen, Moped und Klamotten auch, aber 68 PS?
WO IST HIER DER NOTAUSGANG?
Der, so wird mir auf meines Anfrage gesagt, ist ganz einfach: Nach jeder gefahrenen Runde kann man ganz einfach und geschützt auf die Seite fahren, um später wieder einzusteigen. Nur, wie soll ich durch mein „parken“ das mittlerweile weiter aufgebaute Know-How der anderen wieder einfahren?
Tag 1 des Trainings
Es sind über 30 Gruppen, eingeteilt in 1 und 2 Tagestrainings, mit und ohne Erfahrung, mit und ohne Beiwagen, mit mehr oder weniger PS, mit oder ohne Verkleidung. Ich bin also in der Einsteigergruppe mit Boxermotoren. Wobei, da muss man ausholen: Links eine 4-ventiler Krauser, rechts eine umgebaute Strich-7 mit Höcker und allerlei fein gemachten Erleichterungen, dort eine R1100S und eine weitere Strich-7 mit Vollverkleidung, offenen Trichtern, Höckern und weiteren sehr schön gemachten Accessoires, die u.a. den Rahmen verstärken. Da war doch die Sache mit der Mindestleistung. Der einzige, der wirklich einsteigt, bin ich. Geführt werden wir von einer BMW R80ST, die, da sollte man sich nicht vom Äusserlichen ablenken lassen, ganz gut im Futter steht. Und dann steht da noch meine Serien-BMW-R100GS – mit Tankrucksack.
Was wirklich perfekt ist: Auf der Strecke befinden sich außer uns niemand, am Streckenrand nur noch die Streckenposten, quasi der personifizierte Verkehrsfunk mit analogen Mitteln (Flaggen), der Notarztwagen und der Schandwagen, so nennt man den Abschleppwagen. Morgens kommen die Reinigungsmaschinen vorbei, die Straße wird also gefegt und verformte Leitplanken werden getauscht. Der Belag ist, so kann ich schon erkennen, von feiner, griffiger Struktur, es fehlen Ärgernisse wie z.B. Gullideckel, Ampeln oder Zebrastreifen. Und: Es gibt nur die eine Straße, die ist auch noch zur Einbahnstraße erkoren wurde, d.h. kein Gegenverkehr. Links und rechts stehen Tafeln, die zu Sehenswürdigkeiten der Straße informieren. Ein Navi wird nicht benötigt, die Abfahrten sind klar ausgeschildert.
Die ersten zwei Runden gehören den Erfahrenen, Trupp für Trupp geht an den Start. Die schnellsten sind die ersten – die Bücklinge. Und weg sind sie. Immer leerer wird das Parkfeld auf der einen Seite. Auf der gegenüberliegenden Seite, die der Einsteiger, wird das Geschehen mit großen Augen verfolgt.
Durch das versetzte Fahren werden die Überholvorgänge einzelner Gruppen so gut wie es geht vermieden. Überholt darf nur, wenn der Instruktor der langsameren Gruppe durch rechts fahren und Signal geben (Blinker rechts) der nachfolgenden Gruppe erlaubt, zu überholen. So kann man sich voll und ganz auf die Strecke konzentrieren.
Die ersten kommen zurück, es riecht nach Gummi, aber es ist faszinierend, zumindest so lange, bis die Teilnehmer/innen wieder auf den Parkplatz zurückkommen und wir uns bereit machen sollen.
Mein Wagemut schwindet. ABER: Ich bekomme für die erste Runde einen eigenen Instruktor, ich wurde privilegiert. Aufgabe: Direkt hinter ihm fahren und nachmachen. Es geht los.
Erster, zweiter, dritter, vierter, fünfter Gang und auf die erste Gerade. Das Tempo ist kein Problem, aber schon die erste Kurve fordert heraus: Der Typ fährt komplett nach links, überschreitet noch den Seitenstreifen, knickt nach rechts ab und schneidet die Kurve. Alles in mir schreit nach „geht’s noch“, was, wenn es Gegenverkehr gibt? Da war doch was. Der Schock legt sich schnell, die nächsten zwei Kurven wird alles Erlernte der Vergangenheit über Board geworfen. Wir sollen doch für die Landstraße Erfahrung sammeln. Werde ich in Zukunft immer so fahren?
Die nächste Kurve geht im großen Bogen links herum, es wird schneller. Und, rums, gleich wieder rechts rum. Nicht vergessen: Es wird nicht nur 2-dimensional, sondern 3-dimensional gefahren, sprich neben links und rechts geht es gleichzeitig rauf oder runter. Wunderbar werden Hand- und Fußbremse betätigt – und schon ist der Warnhinweis vom Vorabend im Kopf: Nach Möglichkeit ohne Bremsen durch die Strecke, es geht ums „Gleiten“. Was heißt hier gleiten, so wie der vor mir durch die Kurven heizt. Mir wird Angst und Bange, wie ich die nächsten Runden überleben soll. Dann Blinker rechts, eine Pause. Nein, wir werden überholt und das bei der Geschwindigkeit! Weiter geht es. Vieles geht mir durch den Kopf, aber vor allem
DAS BEKOMMST DU NIE HIN, DU HAST DICH KOMPLETT ÜBERNOMMEN
Gut, wenigstens den ersten Kurs nimmst du mit. Weitere Kurven sind spannend, es wird geschnitten was geht. Oder es geht komplett gerade durch eine links/rechts Kurvenkombi mit Berührung des Randstreifens aus eingelassenen Betonstücken. Nur das hinterher fahren ist schwierig. Nicht, dass der Vordermann nicht auf mich Rücksicht nimmt, ganz und gar nicht. Aber in mir widerstrebt es, ihm direkt zu folgen. Jahrelang hat man das versetzte fahren praktiziert, um in Notsituationen den Nebenraum des vorderen Kradfahrers zu nutzen. Hier soll es nicht gelten und so müssen immer wieder Korrekturen meinerseits eingeleitet werden. Von hinten muss das grausam aussehen – von vorne im Spiegel des Instruktors sicherlich ebenfalls.
Dann kommt meine Achillesferse: Ein 180-Grad-Turn im sogenannten Karussell. D.h. der besteht aus einem innenliegenden, aus Betonplatten zusammengestellten „Steilkurve“, die es in sich hat. Denn man wird sehr schnell herauskatapultiert. Mit meiner Geschwindigkeit kein Problem, schneller aber gibt es ein hohes Potential für ein „Abseits der Strecke“, sprich Zaun. So das Feedback nach der Runde. Das Teil wird nicht mein Freund!
Immer wieder mal schnellere Stücke mit schönen langgezogenen Kurven, die wirklich Spaß machen, denn so was kenne ich und liebe ich. Auch die Straße wird im wirklichen Leben geschnitten.
Das Ziel naht, runde 21 Kilometer sind durchrauscht, ein kurzer Stopp mit einer Ansage (die Sache mit dem Karussell) und es geht in die zweite Runde. Jede Gruppe fährt immer zwei Runden, dann kommen die jeweils anderen Fahrgruppen dran. Wer sehr schnell ist, soll es auch auf drei Runden schaffen. Was ich anzweifel, wird aber im Laufe des Tages nachgewiesen, d.h. die einen fahren zwei Runden, die anderen schaffen in der Zeit drei – unglaublich.
Mir gefriert das Blut, als ich gefragt werde, da nochmal durchzufahren, aber ich nicke. Nur warum? Das die Kurven geschnitten werden, ist OK. Das das Tempo leicht angezogen wird, nehme ich zur Kenntnis, die ein oder andere Kurve fährt sich (mit Bremse) eigentlich ganz gut. Die langen Passagen sind bekannt, und so langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich den Vormittag auf jeden Fall durchhalten will. Nachmittags soll es eh regnen, Regen ist ja nicht so mein Ding, außerdem ist es dann rutschig. Beschlossene Sache da nicht zu fahren.
Nur mein Karussell. Ab in den 3ten Gang, durch das Mistding und wieder falsch rausgekommen, beschleunigen und dann das:
WAS GEHT DENN NOCH SCHIEF
Die Drehzahl geht abrupt hoch, die Kupplung greift nicht. Ein technischer Defekt? Ab in den 5ten. Gleiches Spiel. Drehzahl fallen lassen, Kupplung greift und gefühlvoll beschleunigen. Alles OK. Ab sofort wird nicht mehr geschaltet. Punkt. Immer alles im 5ten Gang oder gar nicht. Basta. Mit viel Mut fahre ich den Kurs ab, aber es ist nicht mehr so „es geht gar nicht“ im Kopf, sondern ein eher wohliges Gefühl bereitet sich in mir aus. Von außen betrachtet muss ich Aschfahl sein, aber der Helm verdeckt diesen Antlitz diplomatisch.
Am Ausgangspunkt angekommen, ist erstmals eine Pause angesagt, die „Schnellen“ sind wieder dran. Ich lass noch kurz ein Bild von mir machen, was ganz gut gelungen ist, da etwas Farbe wieder im Gesicht zurückgekehrt ist. Der Rest meiner Truppe ist ganz aufgeregt, es werden die Erfahrungen geteilt. Ich bin lieber ganz ruhig.
Time over, wir sind wieder dran. Die Instruktoren haben sich ausgetauscht, ich soll mich gleich hinter dem Gruppeninstruktor einreihen. Wie war das noch: Die Langsamen nach vorne! Es geht wieder los, aber diesmal bekomme ich so etwas wie einen Flow hin, zumindest nehme ich das so war. Die links/rechts-Kurven werden geschmeidiger und ich kann immer mehr dem Vordermann auf gleicher Distanz folgen. Nun nehme ich auch die Streckenposten war, von den angeblichen Markierungen fehlt aber in meinem Gesichtsfeld jegliche Spur. Diese dienen dazu, den richtigen Brems- und Einlenkpunkt zu finden. Die 180-Grad Kehre bleibt ein Mysterium, mit dem Rest kann ich mich nach und nach anfreunden. Nach der Runde wechseln wir Novizen durch, ich bin nun ganz hinten und gebe mir erfolgreich Mühe, nicht abgehängt zu werden. Das Wetter ist angenehm warm, der Himmel immer wieder mal blau und die Sonne kommt immer wieder durch. Vermehrt nehme ich auch die Landschaft war, d.h. Bäume und Felder säumen den Wegesrand, den man durch den Zaum betrachten kann. Zweite Runde, genannt Turn, ist ohne mechanische, körperliche oder seelische Blessuren absolviert. Ich kann wieder reden und fühle mich recht wohl.
Geplant sind 4 Turns a 2 Runden am Vormittag, 2 Turns a 2 Runden am Nachmittag, nochmal 2 Turns, sofern es möglich ist, d.h. 16 mögliche Runden. Durch einige Verzögerungen, das ein oder andere Motorrad musste per Schandwagen von der Bahn geholt werden, war klar, dass 6 Turns möglich sein könnten, sofern das Wetter mitmacht. Macht es aber laut Wetterbericht nicht, d.h. es wird die Mittagspause auf möglichst spät verschoben, um so lange wie möglich trocken zu fahren. Wir wechseln innerhalb der Gruppe immer wieder durch, das Tempo wird moderat in den Kurven angezogen, ansonsten bleibt es in dem für mich genialen Landstraßentempo durch den Parcour.
ES MACHT RICHTIG SPASS
Mittag. Kiste abgestellt, der Dame des Hauses immer wieder mal ein Lebenszeichen durchgegeben und dann ab an den Futtertrog. Eine doch recht große Anzahl bleibt in den Boxen, sprich die Kisten bleiben auf dem Parkplatz, aber einige Verwegene trauen sich wieder auf die Strecke, denn die dunklen Wolken verheißen nichts Gutes. Sind wir eigentlich schon dran, d.h. dürfen die Einsteiger auf die Strecke? Egal, wir fahren wieder los und werden von der Veranstaltungsleitung durchgewunken. So langsam kennt man die Strecke, von Auswendig kennen keine Spur, aber ein sehr hoher Wiedererkennungswert ist vorhanden. Wir kommen genau eine Runde durch, zwischendurch erkenne ich sogar Passagen der Strecke aus kleinen Filmchen aus dem Internet, kurz vor der Zielgeraden donnert ein Unwetter von Regen herunter. Ein Gruppenteilnehmer hatte den ganzen Vormittag den Regenkombi an, aber just in der Runde ihn ausgezogen. Schon hat es sich gerächt, wir wurden komplett nass. Abgestellt und abwarten war nun angesagt. Und der Schandwagen musste wieder raus.
Nach einer Stunde war die Strecke wieder so weit, dass wir drauf durften. Ich gebe es ja unumwunden zu, es machte immer mehr Spaß, auch der Wehrmutstropfen Karussell hat das nicht beeinträchtigt. Trotz vieler guter Hinweise kam ich da nicht wirklich gut durch. Unser Tourgiude ging in die dritte Runde, einer stieg aus und so fuhren wir zu dritt weiter, die Geschwindigkeit wurde gut erhöht. Am Ende waren wir dann in der 4. Runde zu zweit unterwegs, ich musste das unbedingt mitnehmen. Kurze Pause.
Wieder auf dem Kurs fing es an zu regnen, aber da die Strecke sich über ein großes Areal verteilte, regnete es nicht überall. Und so wechselte trockene und nasse Straße und in der allerletzten Runde des Tages war ich wieder mit dem Instruktor alleine unterwegs, die meisten hatten für den Tag abgeschlossen. Ich konnte aber nicht wiederstehen, dennoch haben wir zügig, aber besonnen die Runde absolviert.
Im Hotel angekommen musste ich erst mal meine Frau am Telefon komplett zutexten, ihr blutenden vermutlich die ganze Nacht die Ohren im Nachgang. Ab in die Falle, denn wie am ersten Tag schellte auch am zweiten Tag der Wecker um 6:00h.
Tag 2 des Trainings
Mit deutlich weniger Bauchschmerzen aufgestanden und das Frühstück genossen. Bedeckter Himmel, schnell noch getankt, standen wir um 8:30h am Start und warteten, dass die Schnellen auf die Bahn gingen. Und los ging es, aber zeitgleich hatte wieder Regen eingesetzt. Und das unvermeidliche passierte: Strecke gesperrt, der Schandwagen musste los. OK, kein Fahren in Sicht. Es ging in das Versorgungszelt, um einen Kaffee einzuwerfen. Kaum angekommen und den Kaffee an den Lippen setzte ein Starkregen ein, der es in sich hatte. Wir hatten einen Traumplatz im Zelt, warm und trocken, draußen erwischte es doch einige sehr. Nichts ging mehr.
Die Veranstalter sahen richtig zerknirscht aus, hatten aber eine witzige Idee: Es wurden zwei Busse organisiert, so dass man sich die Strecke mal aus der oberen Perspektive ansehen konnte. Moderiert wurde die Strecke von einem Instruktor, der die Strecke beschrieb. Erst war das ja nicht so mein Ding, aber dann bin ich doch noch in den letzten Bus, der doch noch fuhr, eingestiegen. Die meisten in dem Bus waren schon einmal durch, nun hatte der Instruktor sich zur Aufgabe gemacht, genau jeden Brems- und Einlenkpunkt aufzuzeigen, die jeweiligen Geschwindigkeiten und die speziellen örtlichen Eigenarten der Strecke zu beschreiben. Und damit man auch ein Gefühl dafür bekam, fuhr, mit Ausnahme der angegebenen Geschwindigkeit, der Busfahrer genau so die Strecke ab. Hut ab, tolle Idee!
Es hörte auf zu regnen – rund die Hälfte der Teilnehmer/innen hatte mittlerweile den Rückzug angetreten – und mein Einzeltrainer kam wieder auf mich zu, ob wir wieder gemeinsam durch den Kurs fahren sollten. Mein Vertrauen in meine Fähigkeiten hatte ja schon mehr Zuversicht und so ging es los. Deutlich zügiger als am Vortag zogen wir unsere Bahnen. Selbst das Karussell konnte ich nun endlich für meine Verhältnisse fehlerfrei durchfahren.
Ein Problem blieb: Das Hinterherfahren war irgendwie ein Graus. Als ich als Orientierungspunkt nicht mehr den Vordermann sondern die Strecke ins Visier nahm und ihn nur als Anhaltspunkt zum Streckenverlauf berücksichtigte, kam deutlich weniger Unruhe durch Korrekturen in mein Fahren.
Da es keinerlei Begrenzung zwischen schnellen und langsamen Gruppen gab, wurden wir auch von einem irren Briten überholt, aber fuhren auch an anderen Gruppen immer wieder vorbei. Dann fing es wieder an zu regnen, dennoch ging es weiter. Da ich ja den Regenkombi an hatte, war mir das Wetter egal, denn innerlich trocken fuhren wir weiterhin unsere Runden. Zwischendurch wurde auch eine ganz spezielle Gruppe überholt: Die 2-ventiler der schnellen Truppe. Vermutlich haben die unterwegs die Kerzen gewechselt oder die Vergaser neu synchronisiert, anders konnte ich mir dem Umstand nicht vorstellen.
DER SPASS IST GRENZENLOS
Kurze Pause und unser Instruktor nahm uns wieder unter seine Fittiche. Wieder ging es zu viert los, ich nahm mehr und mehr die Umgebung war und die Gruppe zog deutlich disziplinierter am gleichen Faden durch den Kurs – es sah von hinten schon ganz manierlich aus. So haben wir nochmals 4 Runden geschafft, um dann den Tag zu beenden. 15 Runden am ersten Tag und 12 am zweiten Tag sind keine schlechte Bilanz.
Am Abend dann beim Essen hatte ich meinen geliebten Wein, den ich die Tage zuvor aus Vernunftgründen ausgelassen hatte. Viele waren schon auf dem Heimweg, aber wir hatten noch einen tollen Abend, selbst Helmut Dähne saß mit am Tisch – und das nur zwei Stühle von mir entfernt!
Tag der Abreise
Frühstück und dann komplett über Land ging es mit einem Tankstopp direkt nach Hause. Die Dame des Hauses erwartete mich schon. Schnell alles abgerödelt, die Klebereste am Cockpit und mit einer rudimentäre Reinigung das Gröbste entfernt. Einen Schaden habe ich dann doch zu vermelden: Der Öldruckschalter ist wohl leicht inkontinent, es lag etwas Reviermarkierung unter dem Motor.
Und wie immer gab es am Abend ein gutes Essen, aber das ist eine andere Geschichte.
Epilog
Braucht man das, ist das Notwendig? Die Frage kann man sich auch beim Thema Motorrad stellen und die Antwort wäre identisch: Wer es mag, soll es machen. Die 1,84 Euro pro km waren es mir wert. Mir hat es viel Spaß gemacht, vor allem wieder das Gefühl für schnelle Kurven zu bekommen und zu sehen, dass noch Reserve im Motorrad verblieben ist bzw. ich noch Potential nach oben habe. Denn mein alter Spruch gilt weiterhin: Die meisten Leistungsdefizite sind oberhalb vom Tank zu suchen, auch mit 60 PS bei solch einer Veranstaltung.
BILDER
Tut mir leid, aber auf der Strecke durften wir für touristische Zwecke nicht anhalten, d.h. keine Bilder von unterwegs. Aber ein paar Impressionen:
Mein Dank gilt Stefan, der seit Jahren versucht hat, dass ich mal mitfahre. Bernd, der geduldig auf mich Rücksicht genommen hat und mehrere tolle Extrarunden mit mir gemacht hat. Und Michel, der mich schlussendlich überzeugt hatte und mit den ersten Runden mich in das Thema eingeführt hat, aber auch am zweiten Tag das Tempo im Zweiergespann immer weiter mit viel Spaß hoch gedreht hat. Eine gelungene Veranstaltung, die mir ganz besondere Eindrücke vermittelt hat und von denen ich noch lange zehren werde.
Ein grinsender Hans