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Freitag San Sebastian – Donastia
Der Morgen ist wieder regenfrei, die Sonne lacht und ich versuche, nach dem guten Frühstück und packen, das Auto aus der Tiefgarage zu befreien. Es ist eine zweiteilige Tiefgarage, was mir am Tag zuvor nicht aufgefallen ist, wird mir an der Rezeption gesagt, zweimal muss ein Tor geöffnet werden. Den Eingang haben wir gefunden, alleine die Tür geht nicht auf. Hinter dem Garagentor hört man ein Ehepaar, dass sich mit den Türschaltern, besser mit den nicht sichtbaren Türschaltern auseinandersetzt und leichte Panik ist zu Verspüren. Doch das Tor geht auf, das Fahrzeug kommt aus der Tiefe mit zwei erleichterten Gesichtern herausgeschossen. Der Fahrer dieser Geschichte ergreift die Gelegenheit und spurte hinein – in der Hoffnung, dass auch das zweite Tor noch offen ist. Ist es, wieder das Auto aus der Nachtkule befreien und den Öffner für das erste Tor suchen. Gefunden, das Tor geht auf – und ein rotes Auto versperrt die Ausfahrt. Langsam dämmert es dem Fahrer, das andere Auto muss in eine andere weitere Tiefgarage. Schnell, nein besser langsam, die vielen Spuren an der Wand zollen vom ungeübten Verlassen der Garage, geht es zum nächsten Tor. Auch der zweite Schalter ist schnell gefunden, das Tor öffnet sich, ich stehe wieder in der Sonne.
Einpacken, rausschlängeln aus Burgos und rauf auf die Autobahn nach San Sebastian. Oder besser gesagt nach Donostia, wie hier San Sebastian oftmals ausgeschrieben wird. Die Strecke selber ist reizlos, die Umgebung wird aber nach und nach, je weiter wir in den Norden kommen, wieder grüner. Noch ein schneller Tankstopp, hier in Spanien ist der Sprit deutlich günstiger als in Frankreich, geht es in die Stadt.
Die eine Stelle, die nach links zeigt, wird verpasst. Hier werden oftmals Linksabbieger über die rechte Spur geleitet, um dann quer die Straße zu überqueren. Wer sich wie ich links einordnet, fährt vorbei. Kein wenden möglich, wir kommen aber direkt am Meer raus. Und da kenne ich mich wieder aus, denn an dieser Stelle sind wir vor 7 Jahren mit dem Motorrad entlang gefahren. Planänderung. Statt Hotel, wir sind eh noch zu früh dran, fahren wir auf den Aussichtspunkt Monte Igueldo, den wir damals ausgelassen hatten.
Was für eine Aussicht, wir beißen uns in den Hintern, dass wir das damals nicht mitgenommen hatten. Egal, heute wird es nachgeholt. In alle Richtungen eine wunderbare Aussicht. Wir können den Strand erkennen, an dem wir damals das erste Mal gehalten haben. Und auch die Tappasbar müsste direkt unter uns sein, wir sind aufgeregt wie die kleinen Kinder.
Es geht wieder runter an den Strand, ich versuche die Tappasbar zu finden. Es gibt sie immer noch, aber weder die Parksituation noch die Außenbestuhlung der Bar lässt einen freien Platz zu. Wir fahren das Hotel an, wieder zurück in Richtung Aussichtspunkt – d.h. nochmal am Hotel vorbeigefahren. Egal, alles passt, auch der Parkplatz hat keine Überraschungen für uns vorrätig.
Schnell umgezogen und wir laufen in die Stadt. An der Rezeption bekommen wir noch die letzten Busverbindungen zurück zum Hotel und die Buslinie mitgeteilt, der obligatorische Stadtplan wird noch mitgenommen. Nun kann das Abenteuer beginnen. Hatte ich schon gesagt, dass es warm ist? Nein, also, es ist richtig warm. Und da wir abends mit kühleren Temperaturen rechnen, sind die mitgenommenen Jacken eher hinderlich.
Wir laufen den gesamten Sandstrand an der Uferpromenade entlang in die Altstadt, d.h. runde 40 Minuten. Von innen wird es langsam komplett feucht, dennoch macht es einen großen Spaß in dieser Kulisse entlang zu gehen. Die erste Bar will uns nicht bedienen, in der zweiten, es ist Freitag, wir wollen einen Cava, ist dieser nicht richtig kalt, dafür teuer. Gut, mal sehen, was die historische Innenstadt bietet. Und sie bietet: Jede Menge Bars, hier kennt man die Mittagszeiten wohl nicht, die alles, wirklich alles an Pinchos anbieten. Etwas hungrig wird die Erste für uns angenehme Bar aufgesucht und eine Auswahl an Kleinigkeiten ausgesucht. Lecker!!
Weiter in die nächste Bar, wieder etwas gefunden. Ich bin immer wieder überrascht, welche Kombinationen u.a. mit Fisch zusammengestellt wird. Vorteil: Es ist immer übersichtlich, d.h. schmeckt es nicht, gibt es was anderes. Nachteil: Schmeckt es, dann muss es ein weiteres geben.
Wir gehen weiter und bemerken, dass mal wieder für uns ein Event ausgetragen wird: Ein Filmfestival von San Sebastian. Es gibt auch rote Teppiche, jede Menge Leute besorgen sich den besten Platz. Nur in wie vielen Stunden da vielleicht wer auch immer dort drüber schreitet – man muss schon eine ausgezeichnete Geduld mitbringen.
Es dämmert langsam, es geht wieder zurück in die Altstadt. Meine Dame an der Seite zeigt auf eine Bar, und da ich mich auf ihren Instinkt verlassen kann, gehen wir hinein. Was für Pinchos (Garnelen am Spieß) und was für ein genialer Rosé, wir sind begeistert. Und das zu einem unschlagbar günstigen Preis. Eine zweite Garnitur muss her.
Es ist wird dunkel vor der Tür, da wir eine Doppelübernachtung in San Sebastian haben, wollen wir uns die Bar merken und lichten das Straßenschild ab. Kann man sich gut merken: Weiblicher Straßenbeton (oder so ähnlich).
Wir schlendern durch die Straßen und an einer Kirche sind richtig viele Menschen, es ist richtig laut hier. Aber es macht Spaß. Wieder spielende Kinder, ich bin immer noch neidisch, die auf den Plätzen toben.
Es wird spannend, finden wir sowohl den Bus als auch die Haltestelle, die wir uns auf dem Hinweg versucht haben einzuprägen? Die zentrale Bushaltestelle ist schnell entdeckt, unser Bus fährt ganz vorne weg. Beim Einsteigen die Kreditkarte gezückt, zweimal beim Fahrer an die entsprechende Stelle gehalten und schon können wir papier- und kontaktlos auf unsere Plätze. Es geht los, die Strecke sieht für mich logisch aus, bis der Bus in eine komplett andere Richtung fährt. Etwas orientierungslos, die Anzeige der Haltestellen ist eingefroren, folgen wir dem Treiben des Busfahrers. Ich vermute eine Schleife durch das Wohngebiet, was sich bestätigt. Wieder auf vertrauten Wegen unterwegs wird nochmal mittels einer weiteren Schleife der Autor aus dem Konzept gebracht. Nochmal zurück auf den richtigen Weg erklimmt der Bus den Weg zum Aussichtspunkt. Schnell den Knopf gedrückt, wir stehen fast vor dem Hotel, die Nacht ist gerettet. Dort angekommen, es gibt keine Bar, müssen zwei ordinäre Büchsenbiere den Abschluss am Hotelpool besiedeln. Gute Nacht.
Samstag San Sebastian – Donastia
Wir haben ja eine Doppelübernachtung, d.h. erstmal ausschlafen und dann geht es in die Stadt. Es ist leicht bewölkt, dennoch ausreichend warm. Wieder gehen wir zu Fuß in die Stadt, wieder am Strand entlang – nur dass diesmal der Strand nahezu fehlt – es hat Flut.
In der Stadt angekommen, wollen wir zuerst einen Supermarkt finden bzw. ob der Sonntag offen hat, denn für die Rückfahrt wird das Auto mit ein paar Kleinigkeiten befüllt. Noch im Hotel danach gesucht, finden wir den Supermarkt auch, die beiden Akteure hatten von unterschiedlichen Geschäften gesprochen. Nachdem das geklärt ist, wieder in das Getümmel, wieder durch die Straßen. Zum Schluss, wir wollen nochmal ins Hotel, die Sache mit dem Einkauf, ein kleines Bier an einem Bistro. Bus, Haltestelle, seltsame Umwege und der richtige Ausstieg vor dem Hotel sind nun keine Hürde mehr.
Wir fahren nochmal mit dem Auto, der Supermarkt hat doch am Sonntag nicht offen, in die Innenstadt, was bezüglich der Wegefindung dank Baustellen sich interessant entpuppt. Die Tiefgarage, auch hier soll es keine Neuerungen im Urlaubsablauf geben, ist wieder sehr eng, viele passen mit ihren Autos in den Platz, nur mit dem Aussteigen hapert es. Alles bekommen, die Taschen sind voll, raus aus und wieder die vielen kleinen Einbahnstraßen zurück zum Hotel. Nochmal umziehen und wieder in die Stadt laufen. Doof? Nö, macht Spaß.
An einem Karussell angekommen, bin ich sauer: Ich darf nicht drauf.
Wir suchen die weibliche Betonstraße, finden unsere kleine Bar, bekommen sogar einen richtigen Tisch mit Hockern und bestellen nochmal. Sie sind einfach sehr, sehr gut, die Garnelenspieße.
Es kommt eine Gruppe Touristen rein, geführt von einem Guide. Die Dame neben mir weiß ganz genau, was nun passiert, ist ja gut vorbereitet. Es gibt geführte Touren durch die Tappas-, besser Pichos-Bars. Wir hatten es ja schon vermutet, der Guide bestätigt es, diese Bar ist besonders. Mit großen Ohren, es wird in Englisch referiert, hören wir dem Vortrag so gut es der Lärm zulässt zu. Wir sind begeistert, die Teilnehmer zu teilen auch, bleiben wir noch etwas länger hier und genießen einen Nachschlag. Nochmal durch die Stadt, wir landen dennoch wieder hier in die gleich Bar. Ist einfach zu gut, wir bekommen einen Fensterplatz und können draußen dem Treiben zusehen. Pinchos? Warum nicht.
Es ist schon lange dunkel, laufen zu unserem Bus, ergattern noch einen Sitzplatz und können nochmal dem Treiben im Bus nur staunend zusehen. Am Hotel gibt es die bewährten zwei Bierbüchsen fraglicher Herkunft und dann fallen uns die Augen zu. Heute ist der letzte Tag in Spanien, morgen geht es endgültig in Richtung Heimat.
Nicht mal das Frühstück taugt so richtig, schnell die Kiste gepackt und eine Tanke gesucht. Und jeden Morgen das gleiche Bild: Irgendwie werden in Spanien über Nacht die Autos geschrottet. Am Wegesrand steht oder liegt eine Karosserie, die die Spuren der Nacht aufzeigen. Eigentlich kein Wunder, hier wird immer noch nur mit Standlicht gefahren. Wobei Standlicht übertrieben ist, die kleinen Funzeln an den Seats kann man erste erkennen, wenn das Blech schon an der Haube angekommen ist. Ganz toll in der Nacht innerhalb der Stadt, da kommt ein Blechhaufen aus einer dunklen Ecke über die Straße geschossen, eben selber auch dunkel. Aber: Man wird per Lichthupe darauf hingewiesen, dass man das Fahrlicht noch eingeschaltet ist. Nachts fahren ist echt nicht für schwache Nerven.
Aber heute ist es taghell, der Himmel etwas bewölkt und die Straße hat einen schönen roten Belag. Eigentlich kein wirklicher Belag, eher kein Belag. Eine wunderbare Staubfahne kann man im Rückspiegel hinter dem Auto erkennen. Dank der sich ergebenen Stoßdämpfer schaukelt die Mühle immer stärker, bis das Heck nach links und rechts leicht versetzt. Komme ich damit noch bis nach Stuttgart? Jedes kleine Schlagloch lässt den Werkzeugkasten scheppernd das Inneren neu sortieren. Heute werden KM gemacht, Valencia ist das Ziel, und das ist weit, sehr weit. Stoisch, mit Ausnahme der hinteren Räder, dieselt die Kiste in Richtung Osten. Irgendwo im Nirgendwo wird eine Bank angefahren, das portugiesische gegen spanisches Geld eintauschen.
Gegen späten Nachmittag wieder das beliebte Spiel, die Suche nach einem Campingplatz. Aber heute kein Problem, das Teil ist Mega-Groß. Nördlich von Valencia, kurz vor Tarragona, zeigt sich der Platz mit Schranken und Wegweisern von seiner besten Seite. Mir wird, mal wieder wird diskutiert, warum kein Zelt oder Wohnwagen bezahlt werden soll, ein kleiner Eck-Platz unter einem Baum zugewiesen. Mit etwas kurbeln kann der Kombi platziert werden. Um mich herum, man ist ja sehr fürsorglich, nur Deutsche. Die umzingeln mich natürlich und man lehnt sich in der blütenweißen Uniform in Ausgestaltung eines Trainingsanzuges ans Auto. Ich kann gar nicht schnell genug davor abraten, aber das Gespräch wird direkt in Richtung „Wo kommst du denn her“ geführt. Kopfschütteln, dass ich mich in diese Länder ohne heimische Verpflegung begebe. Hunger, so mein nächstes Ziel, veranlasst die Besucher dann doch von mir und dem Auto abzulassen, nicht ohne einen Negativ-Abdruck aus Salzwasser, Dämpferöl und Dieselruß an den Klamotten mitzunehmen. Die Diskussion mit den Damen im Wohnwagen will man sich nicht ausmalen.
Ab an den Strand, das „Platsch“ hat leider nicht viel mit den Wasserbewegungen vom Atlantik gemeinsam. Mir gefällt die Westseite besser. Das Essen ist aber wirklich gut, dass im Restaurant angeboten wird. Spanien wir kulinarisch mit in die bevorzugte Essenskarte aufgenommen.
Die Nacht ist laut, um mich herum jede Menge Fernseher und grölende Kinder am Abend, grölende Männer in der Nacht. Der Kombi hat keine vernünftige akustische Isolation, irgendwann kann ich endlich schlafen.