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Mittwoch León
Es ist früh am Morgen, als der Wecker sein Werk vollzieht, wir haben heute ein paar Kilometer zu bewältigen. Aber draußen herrscht eine seltsame Atmosphäre, denn die Sonnen ist komplett rot eingehüllt. Wir nehmen unser Frühstück, wieder durch den Vater liebevoll frisch zubereitet, ein. Nach dem Packen geht es wieder an die Küstenstraße, der Himmel ist weiterhin in dem seltsam roten Licht eingehüllt. Eine für uns unbekannte Stimmung verbreitet sich.
Beim Vorbeifahren entdecken wir seltsam aussehende Stecken, die aus dem Sand oder Wasser herausragen. Beim näheren Hinsehen entpuppen sich diese aber als Menschen, die im Wasser vermutlich Muscheln sammeln. Irgendwie gespenstisch.
Je weiter wir ins Landesinnere kommen, die Fahrtrichtung geht nun in Richtung Osten, umso mehr klart sich der Himmel auf und es empfängt uns ein knall-blauer Himmel, wie schon so oft. Auch die Temperaturen sind immer noch auf Sommerniveau – ich bin schwer überrascht. Noch ist alles in grün gehalten, links die Berge, rechts die Ebene. Noch ein paarmal werden recht hohe Bergrücken überquert, dann ist Leon in Sichtweite.
Das Navi bringt uns zielsicher zum Hotel, gleich um die Ecke die Einfahrt zur Tiefgarage. Eng? Welche Frage. Nach dem Einchecken nehmen wir, wie so oft, den Stadtplan, der an der Rezeption ausliegt und begeben uns in die Innenstadt. Der Plan sagt, einmal um das Eck, einen Parkplatz entlang und dann eine Querstraße weiter müssten wir an der großen Kathedrale sein. Der Plan hat Recht und wie verlaufen uns nicht. Es ist kurz vor drei Uhr, und wer Spanien kennt, weiß, dass die Küche zwischen drei und acht Uhr abends geschlossen ist. So irren wir etwas hungrig durch die Gassen und lernen die Innenstadt von Leon kennen. Etwas geschafft bekommen wir doch noch eine Pizza an der Kathedrale mit. Gut gegessen geht es zurück zum Hotel, mein Schnupfen, der sich seit dem Morgen breit macht, fordert etwas seinen Tribut und ich muss mich ausruhen.
Gegen Abend geht es wieder in die Stadt, wir bummeln durch die Straßen und Geschäfte, bekommen einen Fächer für die Dame zu kaufen und suchen für den späten Abend eine kleine Bar. Am großen Platz sind jede Menge Leute unterwegs, leider bekommen wir keinen Platz.
In einer Nebengasse fällt uns ein Graffiti an einer Wand und dem Garagentor auf: Ein Pilger samt Jakobsmuschel. Ist mal richtig gut gemacht, könnte sich auch an unserer Garage gut machen.
Wir finden in der Nähe des Hotels noch eine kleine Bar und bekommen dort einen schönen Wein zum Abschluss des Tages. Ich nehme, eingeschränkt durch den Schnupfen, mit einem Mineralwasser vorlieb.
Die Sonne treibt den Dieseljunkie aus der Koje, ein kleines Frühstück an der Bar vervollständigt nach der Dusche die morgendlichen Tätigkeiten. Die WoMo-Treiber sind nicht zu entdecken und so wird der Schepperdiesel wieder gestartet. Ach ja, der Kombi: Seit ein paar Tagen schwächeln die hinteren Stoßdämpfer, die Kiste schaukelt so schön nach jeder Bodenwelle wie eine Ente.
Es geht weiter an der portugiesischen Küste entlang. Porto soll großflächig umfahren werden, was gar nicht so einfach ist. Irgendwie gelingt es, aber es braucht unheimlich viel Zeit. Doch besser durch die Stadt? Im Reiseführer steht, dass die Innenstadt sehr viele Höhenunterschiede hat. Stadtverkehr und Höhenunterschiede kenne ich aus Stuttgart, das mag der Diesel nicht wirklich. Am Straßenrand wird mittags eine kleine Bar angefahren, auch hier bekommen ich die kleinen Teilchen zum Essen. Der Süden hat einfach die genialste Essenskarte. Und schon fast beschämend günstig ebenfalls.
Immer wieder sieht man vermeintliche Schiffe im Wasser liegen, es sind aber Fischzucht-Inseln. Mir wird gesagt, dass sehr viel Fisch aus dem Norden in den Süden von Portugal verschickt wird. OK, heute will ich ein gutes Fischessen, beschlossen.
Und Strände, immer wieder wunderbare Strände. Die von Nordspanien sind ja schon Klasse, aber die hier sind richtig wild, zumindest die Wellen. Immer wieder kann man große Schiffe entdecken, die entlang der Küste fahren. Abenteuerliche Straßenschilder, die man bei uns eher weniger kennt, säumen die Straße. Nicht zu schnell in die Kurve – Kunststück mit 54 PS.
Ich werde verrückt, eine riesige Orangenplantage am Straßenrand. In der Menge habe ich das noch nie gesehen, Bäume über Bäume voll mit orangenen Früchten. Ich klau mir eine Orange, sonnenwarm und wunderbar fruchtig. So kann also auch eine gute Orange schmecken, das Land fasziniert mich immer mehr.
Kurz vor Lissabon wird der letzte Campingplatz am Atlantik angesteuert, S. Pedro (ORBITUR S Pedro de Moel). Recht groß, aber auch hier leer. Schnell die Kiste abgeparkt und zurück zur Pforte. Ein kühles Glas Weißwein, das wäre was. Der Mensch hinter dem Tresen identifiziert mich gleich als nicht Süd-Europäer. Besser, er fragt mich, ob ich aus Deutschland kommen würde. Denn dann würde ich doch sicherlich auch Bier trinken. Meine Antwort, dass ich hier bin, um den lokalen Wein zu genießen, lässt er als Argument nicht zu. Auch portugiesisches Bier wäre auf jeden Fall einen Test wert und er würde mich auf ein Glas frisch gezapftes einladen. Oh Mann, das war wirklich seht gut und so muss ein zweites oder drittes, die Überlieferung ist da etwas ungenau, her.
Gut drauf geht es zum Strand, die Abendsonne nochmal genießen. Langsam zeiht sich die Ebbe zurück, d.h. das Wasser kommt. Meine Lieblingsschuhe, skandinavische Clogs, hinterlassen im Strandsand wunderbare Fußabdrücke. Das Meer ist aufgewühlt und bricht sich immer wieder an den Felsen. Hier könnte ich es bis ans Ende meiner Tage aushalten – wäre da nicht der Hunger. Vom Strand ist mehr und mehr eh nicht mehr viel übrig, denn die Flut kommt recht schnell. Zurück zum Campingplatz, dort hat es ein kleines Restaurant. Und, wie versprochen, gibt es ein gutes Fischessen. Man gönnts sich als Studi ja sonst nichts …
Heute wird es die letzte Nacht an der Westküste sein, die Fahrt wird ab nun nur noch ostwärts gehen. Einmal quer durch Spanien – aber dass kommt erst am nächsten Tag zum Tragen, heute nochmal die untergehende Abendsonne genießen.
Donnerstag Burgos
Heute sind es wenige Kilometer, wir können etwas länger schlafen und genießen das Frühstück in aller Ruhe. Nach der üblichen Prozedur, packen, entpacken des Autos aus der Garage, geht es wieder auf die Strecke. Wir befinden uns mittlerweile in der Ebene zwischen Leon und Burgos, die Bepflanzung wirkt nach dem vielen grün eher karg. Jede Menge Sonnenblumenfelder, die kurz vor der Ernte stehen, säumen den Weg. Gar nicht so einfach, während der Fahrt – wir sind auf der Autobahn unterwegs – ein Bild mit den Feldern aufzunehmen, ohne ein Suchbild zu kreieren. Aber meiner Frau gelingt das dann mit mehreren Anläufen ganz gut. Ansonsten ist die Strecke eher öde, erinnert an die Po-Ebene in Italien. Wir sind uns einig, die Nordroute hat deutlich mehr Charakter.
In Burgos angekommen möchte mich das Navi durch eine Fußgänger-Straße führen, nur mit viel Überredungskünste ist es davon abzubringen, nicht permanent drehen zu wollen. Die Fußstrecke hat es dem Navi irgendwie angetan. Meanderförmig windet sich die Straße von der anderen Seite in unsere Zielstraße. Als wir anhalten, stehen wir in Wurfweite von der großen Kathedrale von Burgos. Und hier ist unser Hotel. Nur das Hotel hat keine Be- und Entladezone, d.h. ich quetsche mich so gut es geht in den legalen Streifen des noch freien Parkplatzes. Je nach Blickwinkel steht das Auto gut oder eben doch bereit für ein Ticket. Die Treppe runter geht es zum Hotel. Was für ein Anblick, direkt gegenüber der Kathedrale. Wie auch immer das unser Reisebüro hinbekommen hat, ein voller Erfolg.
Wieder das Auto in der Tiefgarage abstellen, dass eher den Charakter eines Cavas hat, alles ins Zimmer und dann gleich in die Stadt. Wie ja schon beschrieben, mit dem ersten Schritt vor das Hotel steht man in der Innenstadt. Die Umrundung der Kathedrale ist ein Muss, dennoch nehmen wir einen Platz im Schatten, es ist wieder sehr warm, ein kleines Willkommens-Bier ein. Das ist ja das Schöne an solch einem Urlaub: Überall kommt man frisch neu an, immer ein Grund anzustoßen.
Ein bisschen Kultur ist angesagt, wir gehen in die Kirche. Sind schon richtig viele Einzelbereiche, die bestimmten Kardinalen gewidmet sind, die dort besichtigt werden können. Gold und Verzierungen in Hülle und Fülle und an viele Stellen darf man sehr nahe dran. Ein wunderbarer Innenhof, könnte mir zu Hause auch gefallen – alleine die Fläche fehlt uns.
An einer Wand sind die verschiedenen Pilgerwege aufgezeichnet, die zum Jakobsweg führen.
Abends fängt es an zu regnen, dennoch nochmal in die Stadt, der Hunger fordert seinen Tribut und kann gestillt werden. Eine wirklich schöne und dennoch ruhige Stadt. Auch sehr empfehlenswert.
Die immer gleich Prozedur, Schlafsack verstauen, Rückbank hochklappen und ein Frühstück organisieren. Schnell noch getankt, denn heute geht es in Richtung Osten, zur portugiesisch/spanischen Grenze. In Ourém doch noch einen kulturellen Zwischenhalt eingelegt: Das Castelo e Paço dos Condes de Ourém gibt einen tollen Ausblick in die Landschaft von Portugal. Und hat natürlich geschichtlich vieles zu bieten.
Weiter, heute macht der Studie einen auf Kultur, geht es bis nach Marvão. Eine weitere Anlage, die wohl ein Teil der Grenzbefestigung war, wird erklommen. OK, neben dem Interesse ob der Anlage ist es vor allen das Verhindern des Weiterfahrens – man will nicht heim. Aber der Blick in die Prärie ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Das nächste Ziel – man kann es schon ahnen – wird ein Campingplatz. In der Nähe von Mérida, die spanische Grenze wurde ohne weitere Vorkommnisse überschritten, das Geld mal wieder von einem Plastikbeutel in den anderen getauscht, wird ein Übernachtungsplatz gefunden (CAMPING MERIDA – Bewertungen & Fotos (Spanien) – Tripadvisor). Ok, man hatte schon bessere Plätze auf der Reise, aber in Ermangelung von Alternativen bleibt nur „Augen zu und durch“.