Stivale Italiano 2025 Teil 6

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Freitag 19.09. Umbrien, Marken, Umbrien

Strecke google

Wie immer wirft uns der Wecker aus den Federn, vor dem Fenster geht die Sonne auf.

Im Frühstücksraum erwartet uns ein sehr gutes Frühstück mit heißem Kaffee. Ne, waren doch Cappuccinos. Eine große Auswahl an Hörnchen und selbst gemachter Marmelade, ich nehme mir wieder einen der guten Naturjoghurts.

Gestärkt schnell das Moped umparken, denn der Boden mit seinem Kies gibt einfach nach, die Kiste drohte zu kippen. Aber wie jeden Tag wird auch heute alles an seinem Ort befestigt. Auschecken und dann geht es auf die Reise. Nicht ganz, Isabella läuft diesen Schotterweg voraus, besser ist das.

Heute wollen wir nochmal einen See anfahren, den Lago Trasimeno. Von Norcia aus über Visso, Pieve Torina, Foligno und dann rauf zum Lago, wobei Perugia großzügig umfahren wird. 190 Kilometer und knapp 4 Stunden Fahrt Netto stehen auf dem Display.

Östlich an Nocia vorbei, auch hier in der Stadt sehr viele beschädigte Häuser, geht es in Richtung Nordosten, der SP476 und SP209 entlang. Wir kommen in eine Schlucht, die Sonne ist nur oben am Rand der Schlucht erkennbar, ist es noch recht dunkel und kühl. Aber atemberaubend. Immer wieder winke ich Autos vorbei, wir wollen ja Wandern. Auf halber Strecke der Schlucht wird für eine Pause und Fotos gehalten.

Mal lasse ich einen sportlichen Fahrradfahrer vorbei, mal überhole ich ihm wieder. Beide haben wir Spaß und nehmen die Umgebung tief im Inneren auf. Mit dieser Schlucht hatte ich nicht gerechnet, hatte ich noch zu Hause die Tour kurz vor dem Fahren etwas geändert. Ein Glücksgriff.

Ein kurzer Stopp am Wegesrand, das Motorrad kann seine Patina nicht mehr verheimlichen.

In Pieve Torina verlassen wir die SP209 und es geht westwärts auf der SP96 und SS77 nach Foligno. Klar, zwei Mal überqueren wir die Gebietsgrenzen Umbrien / Marken / Umbrien, ganz ohne Passkontrolle.

Die Streckenführung ist und bleibt sehr interessant, wir kommen wieder in tiefere Gegenden und die Temperaturen steigen. Wollten wir uns ernsthaft darüber beschweren? Es ist kurz vor 12. Gestern konnten wir mittags nur etwas zum Trinken bekommen, da wir zu spät dran waren, Ware ausverkauft. Das gilt es heute zu unterbinden. Gleich am Ortseingang von Foligno gibt es eine Pasticceria. Das Moped am Straßenrand abgeparkt und ab in den Laden. Was wirklich toll ist, ist, dass um diese frühe Zeit die Auslagen eine wunderbare Auswahl bieten. Zwei kleine Pizzastückchen kommen mit zu unserem Tisch an die Sonne, besser unter dem Schatten eines Schirmes. Immer wieder ein Genuss.

So gestärkt geht es an den zweiten Teil der Tagesreise, nur durch Foligno müssen wir uns quälen, im wahrsten Sinne des Wortes. Schnell noch eine Tanke, die Bäckerei hatte leider keine Toilette. Endlich dem Moloch entkommen geht es über die SP444 und die SP415 wieder in die Wälder. Ein Stopp für Bilder muss sein, der Fahrer verbleibt am Fahrzeug.

Die Straße ist, wie sollte es auch anders sein, wieder klein und leer und dank des Schattens der Bäume schön zu fahren. Weiter auf der SS317, SP340 und SP315. So langsam erinnert die Landschaft an die Toskana, Bepflanzung und Bebauung erlauben diesen Vergleich. Und überall stehen Weinreben mit ihren Früchten, riesige Flächen davon.

Teilweise haben die Strecken 15% Gefälle, hinten wird sich je nach Steigung oder Gefälle ein sicherer Halt gesucht, vorne wird die Bremse immer wieder schwer gefordert. Und hinter jeder Kurve könnte ein Trecker um die Ecke kommen.

Wir kommen an dem See an. Der erste Blick darauf erinnert etwas an den Bodensee, als ob man vom Nordosten am heimischen Gewässer ankommt. Die Strecke verläuft direkt am See entlang. Schnell noch einmal, vermutlich das letzte Mal auf der Reise, getankt. Denn damit sollten wir morgen bis an den Endpunkt der Rundreise kommen. Der Tacho zeigt interessante Zahlen an, weiterhin wird jede Befüllung dokumentiert.

Weiter geht es nordöstlich, später westwärts dem Lago Trasimeno entlang. Zielort ist heute Passigiano mit einer Hotelunterkunft. Einchecken, abladen, umziehen geht wie im Schlaf. Die letzte Unterkunft auf dem Weg. Da das Hotel kein Restaurant hat, gibt es auch heute ein Vesper. Mit einer Tasche bepackt gehen wir ein paar Meter zurück und begeben uns in einen Supermarkt. Neben Wein, Schinken, Käse, Panini und Tomaten kommt noch ein Paket Erdnüsse in Form und Abmaßen eines Ziegelsteines in die Tasche. Angebote müssen genutzt werden, und Erdnüsse haben bei uns zu Hause einen inflationären Charakter.

Zurück am Hotel bestellen wir uns noch ein schönes kaltes Bier und stoßen auf den letzten Abend an. Die Abendsonne gibt ein tolles Licht. Später auf dem Balkon machen wir uns noch unser kleines Mahl fertig.


Samstag 20.09. Umbrien, Toskana, Umbrien, Toskana, Emilia-Romagna

Strecke google

Wecker? Wecker. Packen? Packen. Frühstück? Welche Frage, muss einfach sein. Danach versuche ich für das Motorrad einen festen Stand zu finden, um die Koffer zu befestigen. Ich mag kein Split. Aber ein Transporter vereitelt meine Idee, ich muss ein weiteres Mal einen guten Platz finden. Klar, ein zweiter Transporter will genau dort wenden. Stress am Morgen und alles vor dem Wachwerden.

Heute geht es östlich von Florenz in Richtung Norden zu unserem Ausgangspunkt der Reise Faenza. Ich hatte mir nochmals die Mühe gemacht, einen schnellen, aber interessanten Weg zu suchen. Ziel ist es, am frühen Nachmittag dort anzukommen.

Dem See nochmal etwas in Richtung Westen entlang und dann, ich liebe die kleinen Straßen, gen Osten und Norden. Es geht, wie sollte es anders sein, wieder bergauf. In eines der nächsten Ortschaften wollen wir no1chmals einen Blick auf den See erhaschen, aber die Bepflanzung lässt es nicht zu.

Weiter dem Weg entlang kommen wir auf eine Anhöhe und stoppen am Wegesrand. Endlich eine vernünftige Sicht, wenn auch die Lichtverhältnisse nicht optimal sind.

Die Landschaft, aber vor allem die Landwirtschaft ändert sich. Wein, Oliven aber eben auch Tabak wird hier angebaut. Und das Beste, der Tabak wird wohl heute geerntet. Interessant ist, dass nur die untersten Blätter mit einer Maschine automatisch entfernt werden. Warum, erschließt sich uns nicht. Wenig später machen wir an so einem Feld Halt, auch hier wurden nur die unteren Blätter abgeerntet.

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Wir kommen auf die SS3, die sich durch die Dörfer und Städte schlängelt. Warm, sehr warm, und der Samstagverkehr lassen uns auf die SS3bis ausweichen, einer Bretterstrecke, die wir später wieder mit der SP26 und SP4 eintauschen. Wir haben unseren Spaß an der Landschaft. Wieder geht es den Berg hoch und an einem schattigen Parkplatz nehmen wir unser Mittagessen ein, selbst belegte Panini mit Schinken und Tomaten, die Reste vom Vorabend.

Weiter geht es. Heute wollen wir vor allem vorwärtskommen, die Gegend ist und bleibt im toskanischen Stil. Kein Wunder, überqueren wir doch permanent die Grenzen. Gegen zwei Uhr steuern wir nochmal eine Café-Bar an, die Sonne verlangt ihren Tribut, wir haben Durst nach etwas richtig Kühlem. Das Wasser im Tankrucksack hat so langsam die Außentemperaturen angenommen. Aber noch kocht es nicht. Auf einer Anzeige werden 30 Grad angezeigt, untertrieben, wie ich finde.

An der Bar ist irgendeine Veranstaltung bzw. Wettbewerb los. Nur um was es geht, können wir nicht erkennen. Isabella meint, es könnte ein Anglerwettbewerb sein. Der schattige Tisch und das kalte Lemon Soda hilft dem Körper, die Temperaturen zumindest in den nächsten Minuten im Zaun zu halten.

Wieder auf der Kiste wird die Geschwindigkeit etwas erhöht. Kurz vor Forli, ich hatte beim Erstellen der Route darauf geachtet, dass wir nicht durch die Stadt müssen, geht der Weg links ab in Richtung Faenza. An einem Kreisverkehr wird uns die Weiterfahrt verwehrt, Baustelle. OK, schnell einen kleinen Umweg auf dem Navi gesichtet, eine Umleitung fehlt ja wie immer und dem Navi entlang. Was aber nur kurz funktionierte, wir stehen nun vor einem Stück aufgerissener Straße. Keine Chance, sich da mit dem Moped vorbei zu mogeln. Nochmals weiter ausholen. Geschafft, wir sind im Zielgebiet angekommen. Auf kleinen Wegen geht es zum Agriturismo auf den Hof.

Nach 14 Tagen und rund 3.000 Kilometern sind wir heute mit 180 Kilometern heil und Glücklich angekommen. Der Motor wird ein letztes Mal abgeschaltet.

Wir werden herzlich empfangen und bekommen das gleiche Zimmer wie bei der Ankunft vor zwei Wochen. Alles fühlt sich heimisch an.

Alles vom Motorrad kommt ins Zimmer, zusätzlich die Taschen aus dem Auto für die Klamotten der nächsten Tage. Im Zimmer sieht es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Bewegungsfreiheit: Fehlanzeige. Schnell unter die Dusche und dann einen Satz neuer Klamotten anziehen, denn draußen wartet ein kühler Weißwein auf uns.

Vor dem Abendessen, bei der Küche einfach Pflicht, gehen wir nochmal das Grundstück ab und genießen die Aussicht. Einmal in Richtung Süden, unserer Rundreise, einmal in Richtung Nord-Osten. Wenn man genau hinsieht, kann man wieder die Adria erkennen, dem Start der Reise.

Heute Abend essen wir in der halbseitig offenen Scheune. Die Lichtatmosphäre ist klasse, leider macht das Handy ein etwas kühles Licht.


Sonntag 21.09. Emilia-Romagna

Wir schlafen richtig aus und gehen dann runter, um das wunderbare Frühstück zu genießen. Und dazu lassen wir uns heute auch mal richtig Zeit. Blauer Himmel und viel Sonne, wir können es immer noch nicht glauben, wie gut wir es getroffen haben.

Dann geht es erstmal ins Zimmer, alles so verpacken, dass der Motorradurlaub komplett im Anhänger untergebracht werden kann. Ziel ist es, sich wieder im Zimmer bewegen zu können.

Ab zum Motorrad, das wird nun verladen. Der Hänger wird aus seinem zweiwöchigen Dornröschenschlaf geweckt und so platziert, dass wir das Motorrad möglichst eben in den Hänger bekommen. Ruck zuck und es steht felsenfest im Hänger, die Spanngurte sind schnell befestigt.

Aber etwas müssen wir noch organisieren: Wir wollen Wein vom Hof erwerben. Im Frühstückssaal steht ein Regal mit der Auswahl an Weinen. Wir begeben uns dort hin und geben unsere Wünsche ab. OK, ich soll mit in das Lager kommen, es wird dort alles zusammengepackt. Und ich bekomme eine Sackkarre in die Hand. Karton für Karton wird aufgeladen und damit fahre ich dann wieder zum Hänger.

Ja, so macht das beladen Spaß. Noch Koffer, Tankrucksack, Lederklamotten und Stiefel aus dem Zimmer geholt und im Hänger verstaut. Alles ist ordentlich am Platz und hält auch einer Notbremsung stand, dann schließen wir das Gefährt und bringen es zurück zum Parkplatz.

Einmal das Hemd wechseln, die Sonne lässt den Schweiß beim Einpacken austreten, Fahren wir nach Faenza. Wir wollen noch einen Supermarkt überfallen, es gibt so dass ein oder andere, was wir mit nach Hausen nehmen wollen. Es ist Sonntag, aber ein großer Markt hat auf jeden Fall geöffnet.

Auf dem Weg in die Stadt fahren wir an Fruchtplantagen vorbei, können aber auf Anhieb nicht erkennen, um welche es sich handelt. Es sind Kiwis, ein Stopp und genaue Inspektion bestätigt den Verdacht.

Erfolgreich überstehen wir den Supermarkteinkauf und fahren zurück. Dort angekommen wird der Pool in Angriff genommen, ich verziehe mich in den Schatten und daddel auf der Kiste etwas lustlos rum.

Es ist Abend, nachmittags war eine große Truppe zum Essen da und wir sind gespannt, wo man uns unterbringt. Wir werden nochmals in der Scheune essen, jedoch ist nur ein Tisch gedeckt. Wir sind wirklich die einzigen Gäste, die heute Abend hier essen wollen. Ich mag es ja, wenn wir ganz alleine das Restaurant für uns haben. Auch eine Art von Luxus.

Und das Essen? Wir werden es vermissen, es ist einfach unbeschreiblich gut.

Die Anfrage, ob die Küche denn mal einen Workshop zum Thema Pasta machen würde, wird verneint. Aber Isabella würde, wenn wir nochmal vorbeikommen, in die Geheimnisse der Pastaproduktion eingeweiht werden. Das ist doch mal ein Angebot.

Alle anderen Gäste des Nachmittages sind nun auch weg, in der Küche wird aufgeräumt und wir sind auch recht müde. Aber ein kleiner Likör muss noch sein.

Gute Nacht, lieber Urlaub, morgen geht es in Richtung Heimat.

Weiter mit Teil 7