Dienstag 16.09. Kampanien, Molise, Abruzzen
Die Sonne scheint, der Wecker brüllt, wir müssen aus den Federn. Ein ausgiebiges Frühstück empfängt uns im Haus, die Koffer werden gleich mal mit nach unten gebracht. Heute wollen wir wieder sehr kleine Strecken in Richtung Norden fahren.
Nach dem auschecken, wir bedanken uns nochmals herzlich bei den Herbergsleuten für das tolle und romantische Abendessen, wird der Packesel wieder beladen. So langsam geben die Haltebänder zur Sicherung der Koffer auf. Gut, sie sind nochmals älter als das Motorrad, aber muss das jetzt sein?
Schnell an Beneveto vorbei geht es entlang der SS212 und SS87 in Richtung Morcone. Wie gehabt sind die Straßen, die ausgesucht wurden, eher nicht für den Verkehr freigegeben, aber weiterhin ohne Probleme passierbar. Vorbei an einem etwas ausgetrocknetem weiteren See kommen uns viele Frühsportler entgegen. Auf den wenig befahrenen Wegen sind viele mit ihren Hunden oder eben zum Laufen unterwegs. Am Ende des Sees eine kurze Pause.
Nächster Ort und kurzer Halt ist Marcone, eine in den Berg verbaute Stadt. Von der Stadt aus kann man die Landschaft, von der wir gekommen sind, schön erkennen.
Hinter Marcone biegen wir auf die SP 133/SP89 ab, welche sich gleich wieder als Geschwindigkeitsverhinderer entpuppt. Aber wir wollen ja Motorradwandern. Es geht wieder in die Berge und Wald, was bei dem Wetter sehr viel Spaß macht.
Immer wieder sehen wir Autos am Rande stehen, die dazugehörigen Menschen scheinen im Wald zu sein. Weiter geht es hoch, der Wald ist mal lichter, mal dichter. Auf 1.450 Meter Höhe kommen wir an einen Parkplatz, an dem es hoch her geht.
Hier treffen sich die Pilzsammler und tauschen sich aus oder machen eine kurze Pause. Isabella geht auf einen der Sammler zu und fragt ihn, ob sie den vollen Korb ablichten darf. Darf sie, sein ganzer Stolz.
Nach einer Pause geht es weiter den Berg wieder hinunter in die Ebene. Wieder kommen wir an zwei Seen vorbei, der erste ist trocken, der zweite hat aber etwas Wasser.
Hinter Gallo Matese ein kurzer Tankstopp, man weiß ja nicht, ob es auf den kleinen Strecken noch weitere Tanken gibt bzw. wenn, ob sie funktionieren. Bis Montaquila hat die Strecke wenig zu bieten, aber dahinter geht es über die SS158 wieder in die Berge. Viele schöne Kurven geht es teilweise durch den Wald, immer wieder sind Serpentinen dabei. Eine kleine kurze Rast zum Entspannen.
Wir kommen wieder in die Ebene und die Temperaturen, vor allem auf dem Rücken brennt es unerbittlich, werden gefühlt immer höher.
Heutiges Ziel nach 170 Kilometern ist Castel Sangro. Ich hatte beim planen schon schwer darauf geachtet, die richtige Einfahrt zu programmieren und fuhr dem Navi entlang. Eigentlich sollte ein See sichtbar sein, wir aber befinden uns auf einer Straße im Industriegebiet. Isabella meint, vielleicht liegt es ja hinter dem Zaun, meiner damaligen Erkundung müsste sich das Hotel aber auf der anderen Seite befinden. Wir geben die Adresse nochmal mit der höchsten Hausnummer ein, denn die angegebene Nummer kennt das Navi nicht. Kaum fahren wir los, kommen wir an der Einfahrt zum Hotel an. Obwohl ich es im Navi, wie sich später herausstellt, richtig eingetragen hatte, meinte es eine eigene Interpretation umsetzten zu wollen. Und meine Frau hatte natürlich Recht, hinter dem Zaun war sowohl der leider nicht einsehbare See und das Hotel.
Egal, wir sind da und checken schnell ein und ziehen uns um. Danach geht es raus, die Anlage ansehen. Schnell noch zwei Bier zum Ankommen bestellen.
Auch dieses Hotel hat um diese Jahreszeit kein Restaurantbetrieb mehr und wir fragen an der Rezeption, wo wir etwas essen gehen können. Da die Innenstadt etwas weiter weg ist, wir aber das Motorrad unbedingt stehen lassen wollen, werden uns zwei Fahrräder angeboten. Wir entscheiden uns dennoch, per Fuß in die Stadt zu gehen, etwas laufen tut uns gut.
Wir finden nach 15 Minuten Weg schnell die Innenstadt, auch die angepriesene Lokalität, deren Aktualität des Angebotes aber bezweifelt werden darf, es ist wohl schon länger geschlossen.
Eine schönes „Apothekenschild“ gefällt uns sehr.
Auf einem Platz tobt der Bär, viele kleine Kinder sind unterwegs, obwohl es schon fast 8 Uhr ist. Nicht ganz schlüssig fallen wir in einer Bar, eigentlich soll es ein Caffe sein, ein. Da wir essen wollen, wird uns ein Platz zugewiesen. Auf der Karte finden wir typisch italienische Kost und bestellen uns zwei Cheeseburger mit Cola. Nein, natürlich nicht, wir bestellen einen Mezzo Litro di Rosso, d.h. Wein zum Burger. Wir sind ja keine Banausen. Mit ein paar Pommes vorab kommen wir auf den grotesken Betrag von 20 Euro.
Den gleichen Weg zurück geht es wieder zum Hotel, schnell noch geschaut, ob es dem Motorrad gut geht. Geht es, nur den Deckel im Hauptständer habe ich wohl unterwegs verloren.
Mittwoch 17.09. Abruzzen
Wecken, aufstehen, packen, Frühstück, Moped fertig machen: Alles geht wie im Schlaf, zum Frühstück bekommt Isabella zwei frisch gemachte Rühreier, ich nehme lieber mit einem sehr guten Naturjoghurt vorlieb. Hörnchen und Cappuccino sind eh klar.
Aus der Stadt geht es erst nochmal den Weg zurück nach Süden über die SS17 und SS83, auf denen wir gestern gekommen sind. Es geht wieder bergauf und der Wald begleitet uns. Nach einer Anhöhe geht es wieder hinunter – und wir können es kaum glauben: Ein See, diesmal mit richtig viel Wasser empfängt uns.
Und richtig viele Motorräder fahren bzw. stehen an Bars am Straßenrand. Auch Fahrräder und Touristen-Fahrzeuge aus Deutschland, Schweiz und Österreich. Hier kann man wohl recht gut unterkommen, das Städtchen Barrea sieht sehr schön aus. Über Serpentinen schlängeln wir uns in der Stadt hinunter zum See, um diesen dann nördlich zu umfahren. Wasser, wirklich viel Wasser, wir sind im Glück. Weiter westlich sehen wir eine große Brücke, die den See überquert. Ein Halt ist angesagt.
Hinter dem See biegen wir auf die SR479 in Richtung Norden. SR steht vermutlich für Strada Regionale, so fährt sie sich auch. Klein, nicht ganz eben und ab und an mit defektem Asphalt. Aber super schön zum Motorradwandern. Wieder steigt der Weg kräftig an, wir halten nun endlich mal an einem Schild, dass uns schon länger begleitet:
Will man so einem Bärengespann wirklich begegnen?
Höher und höher geht die Straße und die Aussicht, unterstützt durch den blauen Himmel, muss mit einem spontanen Bild während der Fahrt belohnt werden. Wer genau auf den Tacho schaut, kann unser Wandertempo erahnen.
Wieder ein See, diesmal hat dieser schon etwas weniger Wasser, aber man kann erahnen, wie sich hier die Menschen zwischen dem 1 Juli und dem 31 August tummeln. Ein Stopp wird eingeplant.
Weiter geht es hinauf, einem Flusslauf folgend.
Auf der Anhöhe angekommen, fühlt man sich immer wieder auf Höhe der Wolken.
In Sulmona verlassen wir die SR479 und kommen auf die SS487, nicht ohne in der Stadt noch eine nicht beschilderte Umleitung mitzunehmen. Aber nach dem Stadtende entschädigt die Strecke wieder durch Serpentinen, blauem Himmel und einem wunderbaren Streckenverlauf.
Nach einem kurzen Snack geht es weiter in Richtung Norden, der Himmel hat mittlerweile Wolken. Dennoch ist es heftig warm, trotz einem kurzen Kühle-Intermezzo auf dem Passo San Leonardo mit 1.300 Höhenmetern. Am Ende der Strecke haben wir einen Entscheidungspunkt eingeplant, denn ab hier können wir auf direktem Wege oder weiter auf dem geplanten Umweg durch die Berge. Von meiner Mitfahrerin, sie ist nun im Kartenlesen und interpretieren des Straßenzustandes mittlerweile gut im Bilde, wird die Bergstrecke gewählt. Bestens, ein kurzes Stück SS5 nehmen wir mit.
Eine Baustelle in brütender Hitze, welch ein Genuss. Endlich geht es weiter und ich folge dem Hinweis von hinten, vielleicht doch zu tanken. Ist zwar nicht wirklich nötig, aber morgen geht es wieder auf kleinste Straßen. Und die Pause unter dem Dach der Tankstelle nehmen wir gerne mit. Hier macht sich der Tacho bemerkbar, denn die Anzeige macht seltsame Dinge.
Der Tageszähler geht noch, der Rest muss wohl später mal in die Reparatur. Dank der Tankbilder kann der Gesamtzählerstand ermittelt werden.
Schnell runter von der Strecke geht es die SP53/SP602 wieder in die Berge, die Wolken verdichten sich immer mehr. Die Wetter-App hatte eigentlich nichts vermeldet.
Weiter und weiter geht es hinauf, bis uns mal wieder Schilder stoppen wollen: Schneekettenpflicht, für Fahr- und Motorräder gesperrt. Ich kann kein Italienisch und fahre weiter.
Weiter hinten macht sich das Wetter aber wieder schön, sollte unser Zielgebiet sein.
Oben am Kamm angekommen, werden wir mit einer berauschenden Aussicht belohnt.
In Richtung Osten können wir die Adria erkennen.
Es geht wieder bergab, die kühlen Temperaturen weichen den angenehm warmen, die wiederum dann durch die heißen getauscht werden.
Wir müssen wieder runter auf die SS17, denn unser Zielgebiet liegt auf der Strecke. Schnell spulen wir die letzten 30 Kilometer ab, wir wollen ankommen. Es fängt an zu tröpfeln.
Nach 210 Kilometern kommen wir gegen halb vier an. Beim einchecken sehen wir, dass die Küche um 4 Uhr schließt. Die Frage nach etwas Essen wird verneint, aber ein Panini kann man uns noch machen. Passt wunderbar, dazu eine Karaffe Rosé. Diesmal ziehen wir uns nicht um, sondern genießen Speis und Trank. Was für Brote:
In den Bergen scheint sich etwas zusammenzubrauen, es ist pechschwarz auf der Anhöhe, von der wir heruntergefahren sind und morgen wieder hochmüssen. Egal, hier ist es erstmal trocken und wir genießen die Nachmittagssonne.
Später tauschen wir die Klamotten, das Abendessen wollen wir dann doch nicht im Leder einnehmen. Leider kommt diesmal nichts ungegessen vor die Linse.
Wir gehen früh zu Bett, denn morgen geht es in die höheren Berge. Nach einem Höhen-Check gebe ich zu bedenken, vielleicht wärmeres für morgen herauszulegen.
Donnerstag 18.09. Abruzzen, Latium, Marken, Umbrien
Strecke google
Früh geht der Wecker los, wir wollen heute in Richtung Gran Sasso. Beim Frühstück, so langsam gewöhnen wir uns an diese frühe Zeit, wird richtig zugeschlagen.
Motorrad aus dem überdachten Parkplatz geholt und alles wieder daran verstaut. Nach dem Überqueren der SS17 durch Barisciano, das Navi will mal wieder eine Treppe nehmen, fahren wir der vermeintlichen Hauptstraße nach. Das Navi rechnet die Strecke wieder neu aus. Aus dem Augenwinkel kann ich eine unbefestigte Abfahrt auf dem Display erkennen, die ich nehmen soll. Die Sonne steht noch sehr tief, die Temperaturen sind kühl und es geht schon schnell bergauf. Dann soll ich links abbiegen, in einen Schotterweg. Ne, so was hatte ich nicht geplant und fahre weiter, um dann zu drehen. An einem kleinen Parkplatz ist die Tour schon gleich zu Ende, ich schaue mir die Karte nochmals genauer an und kann erkennen, dass ich nur einfach weiterfahren muss.
Navi neu starten und schon ist es auch meiner Meinung, die Schotterstrecke links liegen zu lassen. Immer der Via Roma entlang, eine Straßennummer kann ich nicht erkennen. Egal, die Aussicht ist super, wir fahren wieder über den Wolken. Und die Auswahl der warmen Klamotten hat sich gelohnt.
Unter uns sehen wir die kleinen Ortschaften, teilweise sind an Gebäuden Kräne zu sehen. Von hinten kommt eine Erklärung: Die bleiben so lange stehen, bis alle Häuser renoviert sind. Eine Erklärung, die mir gut gefällt.
Nach dem nächsten Ort versperrt eine Schranke den Weg, aber wohl nur im Winter, denn sie ist geöffnet. Jetzt geht es richtig bergauf, teilweise mit 15% Steigung. Und wir sind ganz alleine auf der Strecke unterwegs, was wir sehr genießen. Der Motor müht sich redlich, aber schnell wollen wir eh nicht unterwegs sein. Kurve um Kurve verändert sich die Sicht auf die Berge, welche teilweise oberhalb der Baumgrenze liegen müssen. Das morgendliche Licht lässt die Umgebung weich erscheinen, was mit dem knallblauen Himmel einen schönen Kontrast abgibt.
Am Ende der Strecke wieder eine Schranke, dann sind wir auf der SS17bis. Nach einigen Metern haben wir den höchsten Punkt des heutigen Tages mit 1.637 Metern erreicht
Kurze Zeit später kommen wir auf der anderen Seite des Kamms an, ein Blick in das nächste Tal unserer Reise.
Noch ein Stück weiterfahren und ein Halt auf einem kleinen Parkplatz.
Ich habe eine Mitfahrerin, die ganz berührt von dieser Gebirgslandschaft ist. Ein Bild zum Verlieben.
Dann kommen zwei Bücklinge des Weges hoch und drehen später um, denn nun stehen sie neben uns. OK, ich hatte zwei gesehen, es sind aber drei. Und wir werden als Esslinger angesprochen, d.h. irgendjemand aus unserer Ecke. Die dritte Fahrerin hat wohl unser Kennzeichen gesehen und den anderen beiden dies mitgeteilt, also nimmt man Kontakt zu uns auf. Es sind Göppinger, wir korrigieren Esslingen auf Filderstadt und man kommt ins Gespräch. Die drei sind seit 5 Tagen unterwegs und wollen noch weiter bis nach Sizilien, um von dort aus mit der Fähre zurückzufahren. Und sie sind am Tag davor in den dunklen Wolken oben auf dem Berg in den Regen gekommen. Die Wolken, die wir am Vortag bei einem Glas Wein von weitem gesehen hatten.
Wir fahren weiter und überholen einen Bus mit Anhänger, der eine große Fahrradtruppe vor sich hertreibt. Schnell weg, denn teilweise fahren die kreuz und quer auf der Straße.
Kurze Zeit später sehen wir eine Pferdeherde auf der Wiese. Es müssen wilde Pferde sein, denn kein Zaun weit und breit zu sehen. Wir halten an und sehen uns das Spektakel an.
Ein Pferd geht auf die Straße und bleibt stehen. Es sieht so aus, als ob damit der Weg gesperrt werden soll. Es folgen weitere Pferde, die die Straße überqueren. Uns immer im Blick, entweder aus Neugier oder um zu sehen, ob wir etwas unternehmen.
Hinter uns kommt der Bus und meint, die Pferde von der Straße zu schieben. Wir nehmen das zum Anlass, schnell noch vor dem Bus zu entfliehen.
Nachdem wir wieder in der Ebene sind, geht es auf die SS80, da wir dort noch eine kleine Umrundung in den Osten machen wollen. Da es schon Mittag ist, fahren wir in die nächste Ortschaft Nerito und suchen eine Bar. Es gibt nichts, d.h. wir müssen wenden. OK, dann auf in den Rundweg, wird sich schon etwas finden.
Wir biegen in die SP45a ein, ein kleiner Weg, der mit einer guten Steigung durch den Wald geht. Schnell können wir hier nicht fahren, aber die Strecke macht viel Spaß. Leider sind alle Ortschaften auf dem Weg nicht bewirtschaftet, d.h. wir müssen hungern.
Dann steht da schon wieder so ein „Durchfahrt verboten“ Schild, und die Straße danach sieht auch danach aus, d.h. viel Grün auf dem Weg. Genug der Experimente, wir fahren etwas gefrustet zurück auf den Hauptweg. Von dort aus weiter auf der SS80 suchen wir eine Bar und werden nach ein paar Kilometern fündig. Mit Mineralwasser und einem Panini ausgestattet sitzen wir vor der Bar im Schatten und stillen unseren Hunger. Links und rechts die Berge, die Straße verläuft einer Schlucht entlang.
Nach der Stärkung geht es zurück, wieder an den drei Baustellenampeln vorbei, die uns schon auf dem Hinweg ausgebremst haben. Wieder in Richtung Norden der SR577 entlang kommen wir an einen großen See Lago di Campotosto, über den eine lange Brücke geht. Eigentlich sind es zwei, eine alte, die nicht mehr in Benutzung ist und eine neue, über die wir hinüberfahren.
Schnell in den Schatten, die Sonne hat die Landschaft im Griff. Aber der See mit seinem schönen blauen Wasser nimmt einen in den Bann.
Im Hintergrund kann man die Berge sehen, an denen wir früh morgens vorbei gefahren sind.
Ein Schild am Wegesrand soll auf irgendwas hinweisen, aber das Gestrüpp davor verwehrt den Einblick. Wir fahren den kleinen Küstenweg ab, der mal wieder viele Schlaglöscher hat, aber einen Blick von verschiedenen Seiten zu dem See ermöglicht.
Hinter Poggio Cancelli verlassen wir den See, aber auch die Abruzzen: Willkommen in Latium. Auf der SS4 immer weiter in Richtung Norden zollen wir der Hitze immer wieder mit einer Pause. Es geht auf die SS685, damit ist unser kurzes Intermezzo mit Latium auch schon zu Ende, wie kommen in Marken an. Geht das noch kürzer? Ja geht, kaum wenige Minuten später überqueren wir die Grenze nach Umbrien. Es geht steil bergauf, die Straße ist breit ausgebaut – und wir befahren mehrere Tunnel. Wo bleibt die Aussicht, denn das war so nicht geplant? Eines der nächsten Städte ist San Pellegrino, irgendwas sagt mir das.
Egal, es wird unerträglich warm und wir wollen so schnell wie möglich ankommen, wir haben genug. Kurz vor Norcia ist unsere nächste Übernachtungsstätte, wieder ein Agriturismo. Wir finden die Straße, jedoch nicht den Hof und sind etwas ratlos. Nochmals die Buchung befragen, das Navi meint, wir wären richtig, beschließen wir den nächsten Weg in die Pampa zu nehmen. Und wir liegen richtig, ein Schild weist zu dem Hof. Dort angekommen teilt man uns mit, dass es der nächste Hof ist – zu früh gefreut. Wieder auf die Kiste, nun entpuppt sich der weitere Weg als Tiefschotterweg, ganz nach meinem Geschmack, d.h. ich sehe uns schon auf dem Boden liegen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Asphaltfahrer bin?
Einchecken, Zimmer in Beschlag nehmen und das Gepäck abladen. Tankrucksack leeren, den nehmen wir für die nächste kleine Fahrt mit, denn diese Unterkunft bietet nur Frühstück. Wieder den Schotterweg zurück und ab in die Ortschaft. Schnell noch tanken, der Automat nimmt aber nur einen 20 Euroschein. Gut, reicht für 200 weiter Kilometer. Der Supermarkt ist schnell gefunden und das Notwendigste für den Abend ist eingekauft: Brot, Wein und Schinken. Isabella macht noch einen Vorschlag und wir gehen in einer Bar noch ein Bier trinken. Es wird das einzige Bier sein, dass wir während einer Fahrt zu uns nehmen.
Zurück am Haus, der Schotterweg hat uns nicht abgeworfen, ziehen wir uns um und gehen mit dem Einkauf hinter das Haus. Die Sonne will langsam untergehen, die Bergkulisse und das Lichtspiel sind schon beeindruckend.
Wir gehen die mit 205 Kilometern lange Strecke des Tages nochmal durch und beschließen, dass die Strecke oben auf den Bergen das beeindruckendste Stück auf der gesamten Fahrt ist. Es bleibt auch später so.
Aber etwas anderes ist uns erst am Abend bewusst geworden: Mittags sind wir u.a. durch Amatrice gefahren, dort wurden wir auf Umwegen durch die Stadt geschleust. Und viele Gebäude waren mit Gerüsten versehen. Eine kurze Suche im Netz gab uns dann die Bestätigung: Wir sind direkt durch das von 2016 sehr betroffene Erdbebengebiet gefahren, d.h. die Gerüste waren wohl zum Teil zur Sicherung der Häuser gegen einen Einsturz aufgestellt. Auch auf dem heutigen Hof steht hinten eine teilweise eingefallene Scheune. Und unser Haus, in dem wir heute Nacht schlafen, ist deutlich neueren Datums.